Samstag, 19. Januar 2008

Wenn die Finger zum Titel zählen nicht mehr ausreichen






Von unserer Mitarbeiterin Stefanie Roth

Ganz locker sitzt er am Tisch und zählt an seinen Fingern seine Erfolge ab. Er kommt ins grübeln, soviel Titel hat er schon gesammelt. „Ich bin mir nicht ganz sicher, es könnte sein, dass ich jetzt noch einen vergessen habe, aber es müsste sechs Mal Baden- Württembergischer Meister, ein Mal süddeutscher Juniorenmeister und ein Mal Deutscher Jugendhallenmeister sein und natürlich viele Kreismeisterschaften“ überlegt der B- Kader Athlet der PSG Sigmaringen. Weil Rene Stauß schon bei den Bundesjugendspielen immer sehr gut war, schickten ihn seine Lehrer in der ersten oder zweiten Klasse ins Leichtathletik. Von da an, hat er bei der LG Winterlingen trainiert. „Ich habe schon immer Wettkämpfe bestritten, mein erster war in Weilstetten. Da habe ich alle Disziplinen, also Weitsprung, Ballwurf, Sprint, Schlagball und natürlich Hochsprung gemacht. Da bin ich Kreismeister geworden“, sagt der 19- Jährige. Von Jahr zu Jahr steigerte sich Stauß, schließlich trainierte er den Winter 2003 zusammen mit dem Landeskader in Stuttgart am Olympiastützpunkt, ohne im Kader zu sein. Mit der Norm 2,04 Meter qualifizierte er sich dann für den DC- Kader unter Landestrainer Peter Schramm. „Das war der Zeitpunkt an dem ich mich nur für den Hochsprung entschieden habe.“, sagt Rene Stauß aus Benzingen, „Es gab keine andere Disziplin in der ich gleich so erfolgreich war wie im Hochsprung.“
Bis 2004 trainierte der 1,91 große Stauß in Winterlingen. Dann wechselte er zur LG Sigmaringen und trainiert seit dem auch dort. Zwei bis drei Mal die Woche springt er in Sigmaringen über Latte, ein Mal in Winterlingen und dann kommt noch das Kadertraining in Stuttgart dazu. „Die, die in Stuttgart wohnen, haben natürlich nicht so einen Aufwand und Probleme wie ich. Ich muss jedes Mal hinfahren und kann auch hier nicht einfach so in eine Halle gehen“, sagt Stauß. So ist die Koordinierung des Trainings natürlich schwieriger. Bei dem internationalen Hochsprung Meeting in Eberstadt, das größte das es in Deutschland gibt, überquerte er mit 2,16 Meter die Latte: was auch immer noch seine Bestleistung ist, „ Obwohl ich in Eberstadt morgens echt Mengen an Essen verschlungen habe und meine Konkurrenten immer schön Müsli aßen“, lacht der Schüler des Hohenzollern Gymnasiums in Sigmaringen. Dort war er schon im C- Kader des Bundeskaders. Mittlerweile ist Stauß im höchsten Kader den es zur Zeit im Hochsprung gibt, dem B- Kader. Seit diesem Jahr werden die jungen Athleten von der Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen trainiert.
Drei Mal ist der begeisterte Hochspringer schon international rückwärts über die Stange gesprungen. In Barcelona bei dem Baden- Württembergischen Ländervergleichskampf, dann in Ancona (Italien) für Deutschland und 2006 in Mailand wieder den Vergleichskampf. „Dann kam die Sache mit Peking und die war schon sehr enttäuschend. Erst hatte ich gute Aussichten mitzufahren auf die Jugendweltmeisterschaften und dann war ich doch nur Ersatz.“, erklärt der 19- Jährige, der auch kleine Kinder in Winterlingen trainiert. „ Für Peking war ich halt nur die Nummer drei in Deutschland und es durften ja nur die zwei Besten aus
Deutschland mit. “, sagt der Sportler.
Zur Zeit darf der Ausnahmeathlet kein Hochsprung trainieren und das fällt ihm sehr schwer. Er hat sich im Februar 2006 eine Entzündung der Patellasehne im Knie zugezogen. Zur Behandlung war er schon in Freiburg beim Olympiamannschaftsarzt, aber der erlaubt nur leichtes Laufen. Bis Ende Mai wird sich die Verletzung voraussichtlich noch hinziehen, „ vielleicht wird’s auch noch später. Solange muss ich mich halt mit den anderen Disziplinen zufrieden geben, vielleicht ist Zehnkampf auch eine Notoption.“, sagt er etwas enttäuscht. Aber dieses Jahr muss erst mal das Abitur erfolgreich bestanden werden. Dann kann der Ausnahmeathlet seinen Zivildienst am Olympiastützpunkt Stuttgart mit einer spitzensportgeförderte Stelle antreten. „Ein Jahr muss ich noch überbrücken, dann kann ich endlich wieder richtig angreifen, vielleicht sogar schon zur Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften“, sagt der ehrgeizige Sportler, „ wenn man Bestleistung springt ist das jedes Mal eine Krönung.“ Sicherlich kommen noch einige Titel zu den bisherigen dazu, nur irgendwann werden seine Finger nicht mehr ausreichen um sie zu zählen.

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