Samstag, 19. Januar 2008

„Papa, das Gas ist rechts!“

SIGMARINGEN¬– Mitten in der Stadt, auf dem Areal vor der Stadthalle und des Kauflandes, hat am vergangenen Wochenende das zweite Supermoto Rennen um den Zollerhof Cup stattgefunden. Die drei Lokalmatadoren Michael Vochazer, Andreas Loés und Andreas Neuburger waren am Start der Open Klasse. Rund 2500 Zuschauer wohnten dem Spektakel bei und sahen den sehr zufriedenen Startern aus der Gegend zu.

Von unserer Mitarbeiterin Stefanie Roth

„Das brutale ist die Kombination der Geschwindigkeit von Straßenrennen und die Härte von Moto Cross. Das ist Super Moto.“, sagt Michael Vochazer aus Rengetsweiler. „Im Moment sieht es zwar so aus, als ob wir alle kein Motorrad fahren könnten, aber die, die jetzt vorne liegen sind alle Prestige Fahrer.“, betont Vochazer. Obwohl er an diesem Tag schon das Pech von zwei Platten hatte, kämpfte sich Vochazer in der Qualifikation noch auf den neunten Startplatz vor. Das zweite ADAC–Supermoto Rennen, das vom Rallye-Racing-Team Scheer (RRT Scheer) ausgetragen wird, ist Europa offen. Es sind Fahrer aus der Schweiz und aus Österreich angereist. Besonders die Fahrer aus der Schweiz, die in der schnelleren Open Klasse starten gelten als Prestige Fahrer. Sogar ein Paris Dakar Teilnehmer, drehte seine Runden auf dem Hohenzollernring. „Sie benutzen dieses Fun-Rennen als Training. Außerdem haben die Schweizer mehr Möglichkeiten öfter und besser zu trainieren, als wir.“, sagt der begeisterte Supermoto Fahrer aus Rengetsweiler. Er hat mit 20 das Motorradfahren begonnen und sitzt nun schon sechs Jahre auf seinem ca. 50 PS starken Supermoto-Motorrad.
Sein KTM- Kollege Andreas Loés konnte in der Qualifikation den 17. Startplatz ergattern. „Ich bin zufrieden. Immerhin konnte ich einige hinter mir halten. Es sind ziemlich viele, gute Fahrer am Start, sie sonst auch in der Deutschen Meisterschaft mitfahren.“, sagt Loés, „ Aber in Sigmaringen zu starten, macht natürlich immer Spaß.“ Der dritte Lokalmatador, Andreas Neuburger, startete auf dem Hohenzollernring zum ersten Mal in der schnelleren Open Klasse. „Ich wollte eigentlich wieder in der Amateur Klasse starten, aber in der Open Klasse waren es zu wenige Fahrer, die sich gemeldet haben. Also, bin ich einfach eine Klasse hoch gerutscht.“ Danach erfährt Neuburger, dass er es als letzter Fahrer, nach der Qualifikation, in die Tageswertung geschafft hat. Etwas enttäuscht sagt der Sigmaringer: „ Ich habe es gerade so ins Finale geschafft. Die sind alle verdammt schnell unterwegs. Dieses schlechte Ergebnis liegt eindeutig am Fahrer.“ Umgeben von Freunden und Familie, ärgert Neuburger sich. Alle sprechen ihm Mut zu und plötzlich steht seine Tochter Alina vor ihm und hält ihrem Papa ein großes Plakat unter die Nase und verkündet mit großen Augen: „Guck mal Papa!“ Darauf steht: Papa, das Gas ist rechts! Es hat funktioniert, denn Papa hat sich nach dem ersten Lauf auf Rang 19 vorgearbeitet.
Schon die Kleinsten wachsen in diesen schnellen, faszinierenden Sport hinein. Mit Ohrenschützern bestückt, stehen Kinder am abgesperrten Streckenrand und jubeln den Fahren zu. Röhrende Motoren, lautes Knallen und manch notwendige Reparatur beäugen sie mit größtem Interesse. Auch die älteren Zuschauer sind davon begeistert. Klatschend stehen sie hinter der Absperrung und beobachten kluge Überholmanöver und vor allem die Kunststückchen die nach jedem Lauf vollführt werden. Besonders Joachim Bauer hat die Menge mit seinen Stunts begeistert. Rauch und der verbrannte Geruch von Gummi steigt den Zuschauern in die Nase. Benzingeruch liegt ebenfalls in der Luft, aber die Begeisterung der Zuschauer findet kein Ende. Dicht gedrängt stehen sie an den Zäunen und beobachten spannende Positionskämpfe, kämpfen sich durch das Getümmel und lauschen den Kommentaren der pausierenden Fahrer.
„Natürlich ist der Aufwand, den wir hier betreiben sehr groß. Innerhalb zwei Tagen haben wir alles aufgebaut und müssen es bis Sonntag um 24 Uhr wieder alles abbauen. Denn, natürlich verlangt der Bürgermeister, dass alles wieder aufgeräumt ist. Über 80 Helfer sind im Einsatz und schauen, dass alles reibungslos abläuft.“, sagt Wunibald Blender, Vorstand des RRT Scheer.
Nach fast jedem Lauf wird die Straßenstrecke von einer Kehrmaschine gereinigt. Das bedeutet Pause für die Fahrer und Zeit um Reparaturen durchzuführen. Michael Vochazer hat den zweiten Platten nach der Qualifikation repariert und kann sich im zweiten Lauf nach einigen Problemen mit den Überrundungen auf Platz zehn halten. Somit hat er in der Tageswertung den zehnten Rang sicher. „ Ich bin bester Lokalmatador. Ich fühle mich als Sieger. In den letzten drei Runden bin ich aufgehalten worden, ich konnte nicht überrunden weil die blauen Flaggen fehlten und so ist mein Hintermann immer näher gekommen. Man muss vorbeikommen ohne jemanden zu gefährden. Aber ich konnte meinen Platz halten.“, sagt Vochazer, „Hier gibt es schon mal Gerangel und Berührungen, aber ich habe bei keinem anderen Sport eine solche Kameradschaft erlebt, wie in diesem.“ RRT Fahrer Andreas Loés hat einen super Start im zweiten Lauf erwischt und vom Pech der anderen profitiert. „ Ich bin zufrieden, es war eine gesunde Konkurrenz. Im Kurs ist alles mit dabei, lange Geraden, Kurven die man driften kann und ein Off-Road Teil. Für mich ist es optimal gelaufen.“, sagt der Lokalmatador aus Wald. Am Ende des Tages landete er auf Rang 18, ein Rang vor dem dritten im Bunde, Andreas Neuburger. Die Anfeuerung der Tochter hat wohl einiges bewirkt, denn im zweiten Lauf hat der Sigmaringer Rang 17 erkämpft. „ Ich habe im Rennen alles gegeben und bin jetzt super zufrieden mit dem Ergebnis. Das nächste Mal möchte ich aber wieder in der Amateur Klasse starten. Aber es ist wirklich eine gelungene Veranstaltung und die Organisation ist perfekt.“


Im letzten Lauf spielten sich auch neben dem Dreikampf der Lokalen um den besten Rang dramatische Szenen ab. „Ja, die Schweizer sind ein ruhiges Volk, aber sie haben starke Nerven.“, sagt Andreas Neuburger. Unter den Prestige Fahrern startete ein 21-jähriger Schweizer der sich in der Qualifikation den ersten Startplatz sicherte. Vor dem ersten Lauf war Claudio Walker sehr zuversichtlich: „ Wenn ich nicht stürze oder sonst etwas passiert, dann kann ich hier gewinnen.“ Schon in den letzten zwei Rennen ist nicht alles glatt für ihn gelaufen und der Schweizer hatte immer das Pech, dass im letzten Lauf etwas passiert ist oder das Motorrad streikte. Mit neuer Hoffnung hat im ersten Lauf bei Walker alles funktioniert und er konnte einen Vorsprung auf seinen gefürchteten Konkurrenten aus Deutschland, Willy Grauf, heraus fahren. Aber so wie es das Schicksal will, passierte in der zweiten Aufwärmrunde des zweiten Laufs ein Missgeschick und der sympathische Schweizer fuhr statt einer Kurve gerade auf die Menge zu. Dabei verlor der 21-Jährige seinen Schutzhelm. Aber schnell war Ersatz da und es konnte doch gestartet werden. Willy Grauf erwischte einen sensationellen Start und setzte sich an die Spitze. Walker dagegen, fiel auf Position drei zurück. „Ich habe Glück gehabt und eine gute Reaktion.“, sagt Grauf, „ Ich habe meinen Rhythmus gefunden und das Rennen dann durchgefahren. Zudem habe ich vom Pech der Anderen profitiert.“ Pech hatte nämlich der junge Schweizer. Nachdem er den Start verloren hatte und auf Position drei zurückgefallen ist, riss ihm einige Runden später die Kette seines Motorrads. Dabei verletzte er sich an der Schulter, da sein Motorrad auf ihn fiel. „ Tja, ich hatte mal wieder Pech.“, sagt der sympathische Schweizer enttäuscht, „ Aber die Atmosphäre ist spitze und es ist schon etwas Außergewöhnliches mitten in einer Stadt eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Wir sind nächstes Jahr, wenn sich nichts überschneidet, auf jeden Fall wieder dabei.“

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