
Stefanie Roth
„Das hier ist eine superlustige Kiesgrube“, sagt Thomas Schäfer, Gewinner
des erstmals in Sigmaringen-Laiz ausgetragenen Mountainbike-Fourcross-Rennens. „Das Wetter war spitze und die Strecke ist super präpariert. Sie ist rhythmisch, flüssig und schnell. Das kam mir entgegen. Außerdem herrschten hier faire Bedingungen. Es war ein schönes Wochenende.“ Aus einem Kieswerk ist ein Mountainbike-Park entstanden.
Überall laufen Biker in voller Schutzausrüstung herum, diskutieren über die Strecke und geben einander Ratschläge. Am besten und schnellsten kommt man auf der Außenbahn hinunter“, sagen die einen. „Aber wenn man innen an
den Sprung fährt, ist man so rum schneller“, entgegnen die anderen. Doch es gibt nicht nur Tipps, sondern auch Warnungen: „Pass an diesem Sprung auf, da hat es mich vorher fast geschmissen.“ Konzentration. Gleichgewicht auf dem Bike halten, ja nicht schon am Start stürzen. Es gibt keine Ampel. Der Biker muss sich auf drei Töne
konzentrieren. Plötzlich fällt das elektromagnetische Startgatter. Der Fahrer muss sich jetzt gegen drei andere Biker durchsetzen. Volles Tempo, so schnell wie es geht. Es gibt Positionskämpfe. Am Vordermann dran
bleiben, ihn nur nicht davon ziehen lassen. Über die Sprünge, in die Kurven und – endlich – ins Ziel.
500 begeisterte Zuschauer „Ich bin nicht zufrieden. Den Tripple (Sprung mit drei Hügeln, Anm. d.
Red.) bin ich zu kurz gesprungen. Mal schauen, was nachher im Gatter noch geht“, sagt Benjamin Sessler nach der Qualifikation. Der Vilsinger ist einer der „Macher“ des „Dirt Park Süd“, Ort des Geschehens in der Laizer
Kiesgrube – und nimmt gleichzeitig am Mountainbike-Fourcross teil. In der vergangenen Woche hat der 24-Jährige jede freie Minute im Kieswerk und auf der Strecke verbracht und dort für die idealen Bedingungen gesorgt. Es hat
sich gelohnt: 500 begeisterte Zuschauer verfolgen bei traumhaftem Sonnenschein das Rennen. Alles läuft wie geplant, nur eines nicht: Die Lokalmatadoren Holger Blum, Benjamin Sessler und André Schmidt hatten sich
sportlich mehr erhofft. „Ich hatte keine Kraft mehr. Vom Aufbaustress plötzlich umschalten auf den Start. Ich renne die ganze Zeit nur rum“, sagt Benny Sessler.
Hohe Doppelbelastung
Die Doppelbelastung von Organisation und Rennen fahren ist zu groß. „Die anderen haben mir schon am Start einen Meter abgenommen und die Konzentration hat gefehlt. Wenn ich erholt gewesen wäre, wäre es anders
ausgegangen“, sagt Sessler. Obwohl er die Strecke auswendig kennt, wird er nur 21.. Auch Holger Blum (Harthausen) ist nach der Qualifikation nicht zufrieden. „Ich wär fast gestürzt. Ich will natürlich so weit kommen wie
möglich. Die Strecke ist recht schnell, nur der Start hat nicht funktioniert. Außerdem war es ein gutes Feld.“
Zufrieden ist Blum aber mit dem Ablauf: 85 Teilnehmer, davon 27 lizensierte Fahrer. Sogar Schweizer Fourcrosser waren da: „Ich fand es klasse“, sagt Blum. Bekannte Mountainbiker wie Thomas Schäfer, Gregor Alff
und der Schweizer Sydney Gerber sorgen für die nötige sportliche Klasse. Holger Blum resümiert: „Ich war mit dem Speed zufrieden. Es hat aber einfach die Spannung gefehlt", sagt der 32-Jährige, „aber es hat Spaß
gemacht, es waren viele Zuschauer hier und wir haben uns gegenseitig gepusht.“ Am Ende freut sich Holger Blum, als er sich quasi selbst die Prämie für den elften Platz überreichen kann. „Ich mach das alles wirklich
nur aus Spaß, deshalb bin ich lockerer.“ Einen unschönen Abschluss gab es für André Schmidt, der in der
Qualifikation und im Rennen stürzte: „Ich hatte den Start gewonnen, bin dann in den Zielbereich eingefahren und wegen Unkonzentriertheit und den heutigen Anstrengung gestürzt. Wir hatten täglich schwere Bauarbeiten. Es
war heute kein Heimvorteil, sondern ein Heimnachteil“, sagt er und lacht etwas gequält.
„Die Strecke bleibt bestehen. Aber ich will jetzt erst mal für ‘ne Woche weg von hier“, sagt Holger Blum, der trotz Doppelbelastung im kommenden Jahr wieder ein Rennen veranstalten will. Dann soll es wieder hohe Sprünge
und tiefe Stürze in der „lustigen Kiesgrube“ geben.
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